Die Ausstellung im Foyer der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien
Das im Prinzip symmetrische Eingangsfoyer der erneuerten Arbeiterkammer Wien verfügt nach Norden über eine zusätzliche Raumzone, die durch einen kräftigen Pfeiler vom Hauptraum geschieden ist. Als im Zuge einer Projektbesprechung die Glasbox, die auf die Erneuerung im Inneren hinweist, um eine Fensterachse nach Norden geschoben wurde, machte es "klick", und die bisher schwach definierte Raumzone gewann deutlich an Selbständigkeit gegenüber dem Foyer.
Mit einer kleinen Dauerausstellung sollte in diesem Raum der speziellen Geschichte des Ortes Rechnung getragen und auf die gesellschaftliche Rolle der Arbeiterkammer eingegangen werden. In einem geladenen Wettbewerb legten die Graphikdesignerin Gabriele Lenz und die Architektin Anja Mönkemöller ein subtil mehrschichtiges Konzept vor, das die beiden Themen und den Raum schlüssig zur Deckung brachte.
An der Rückwand, im Schatten des Pfeilers, ist mit drei Fotografien und einem erläuternden Text die Geschichte des Ortes erzählt: dass hier einmal das Palais Rothschild stand, in dem die Nazis 1938 die Zentralstelle für jüdische Auswanderung einrichteten. Im Krieg beschädigt, wurde es danach vernachlässigt. In den 1950er Jahren erwarb die Arbeiterkammer das Gelände. Der Grundriss des ehemaligen, in französisch-akademistischem Stil erbauten Palais ist in zurückhaltendem Grauton auf dem Pfeiler aufgetragen und taucht an jenem in der Glasbox nochmals auf. Die größere, nördliche Stirnwand des Raumes prägen 14 hinterleuchtete Bilder aus der Arbeitswelt in aufgelockertem Raster. Sieben historische schwarzweiß, sieben aus dem Jahr 2008, von der Fotografin Hertha Hurnaus, farbig. In die Rasterlücken ist der erläuternde Text eingesetzt. Über den beiden thematischen Feldern zieht sich als verbindende Klammer der Satz von Johann Böhm, 1886–1959: "Soziale Sicherheit ist die verlässlichste Grundlage der Demokratie." In bedachtsamer Pragmatik führt er von hinten über unterschiedliche Untergründe bis nach vorn in die Glasbox und wirkt auch nach außen. Die beiden Bildebenen treten aus den Wandflächen leicht hervor und lösen sich vom Grund. An der Grenze der Wahrnehmungsschwelle sind sie geringfügig zueinander geschwenkt, aber doch so stark, dass sie aktiv in den Raum wirken. Sie weisen damit nicht zuletzt auf das offene Verhältnis von Bild und Text hin.
Die perfekte Detaillierung der Leuchtkästen mit den Bildern und die akurate Gesamtausführung werten den vor die Fassade stoßenden Raum enorm auf. Die Glasbox bietet Einblick, die Ausstellung wirkt auch abends nach außen. Ein Kabinettstück, unaufdringlich und doch nachhaltig.
Walter Zschokke
Arbeiterkammer Wien Foyer