: Erinnerungsarbeit 2004 : Texte
Ingeborg Kumpfmüller
Erinnerungsarbeit Palais Rothschild, 2004
Theresianumgasse 16-18, 1040 Wien


Zur Vorgeschichte:
An der Stelle des heutigen AK-Bildungszentrum stand bis 1952 das Palais Alphons Rothschild. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde es „arisiert“ und dort die Zentrale des Sicherheitsdienstes der SS eingerichtet. So weit bekannt ist, wurde an diesem Ort nicht gefoltert, wohl aber die Logistik des Terrors für Österreich entwickelt und vorangetrieben. Das Gebäude wurde im Krieg erheblich beschädigt. Die Arbeiterkammer Wien kaufte die Liegenschaft von der Familie Rothschild (Beschluss der Vollversammlung 12. Juli 1950) und errichtete auf diesen Gründen und zum Teil unter Verwendung des Baumaterials des beschädigten Palais das Franz-Domes Lehrlingsheim.


Ingeborg Kumpfmüller zum Projekt Erinnerungsarbeit Palais Rothschild

Die Arbeit für die Erinnerung an das Palais Alphonse Rothschild besteht aus zwei Teilen. Einem fragmentarischen, ausschnitthaften Text und einem knappen sachlichen Text, der an die Zeit 1938 – 1945 mit der Enteignung und Nutzung des Gebäudes durch die SS, SD und Gestapo erinnert.

Die fragmentarische Schrift ist ein Spiegel, in dem man sich, wenn man den Text liest, bruchstückhaft selbst erkennen kann.
Das Fragmentarische verweist darauf, das Erinnern immer bruchstückhaft bleibt. Erinnern kann das, was gewesen ist, nie mehr wiedergeben, was verloren ist, ist verloren, es kann nie wieder so erlebt werden.

Das Oval des Fensters bietet sich mit seiner „historischen“, onamenthaften Form als Träger der Erinnerung an.
Das gleiche Maß des Glases ist 90 Grad zum bestehenden Glas gesetzt, das Glas, die Tafel ist so einerseits bei der Frontalansicht auf das Gebäude kaum sichtbar, andererseits ist der Text für die das Gebäude Betretenden gut sichtbar und lesbar.
Der zweite Teil der Arbeit, der in Bindung zum Text, dem Glas Oval steht, ist ein Ball, dessen Oberfläche ein Spiegel ist.
Der Ball liegt in der Nähe des Ovals in dem schmalen Rasenstück an der Gebäudewand, ein verlorenes, vergessenes Stück, elegant, spielerisch und fremd, nicht verstehbar.


Erinnerungsarbeit 2004